Kinder der Freiheit by Ken Follett

Kinder der Freiheit by Ken Follett

Autor:Ken Follett [Follett, Ken]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Fiction, Historical
ISBN: 3838757130
Google: wzpZAwAAQBAJ
Barnesnoble:
Goodreads: 23264497
Herausgeber: Bastei Lübbe (Lübbe Hardcover)
veröffentlicht: 2014-09-15T16:00:00+00:00


32

KAPITEL

Daves Schule schrieb keine Uniformen vor, aber Jungen, die sich zu sehr herausputzten, mussten damit rechnen, Zielscheiben des Spottes zu werden. Dave musste sich einiges anhören, als er in einem Sakko mit vier Knöpfen, einem weißen Hemd mit langen Kragenspitzen, einer Paisley-Krawatte und blauer Hüfthose mit weißem Plastikgürtel aufkreuzte. Aber die Spötteleien waren ihm egal. Er hatte ein Ziel, das er mit aller Konsequenz verfolgte.

Seit Jahren krauchte Lennys Gruppe als Randerscheinung des Showbusiness herum. Wie es aussah, konnten sie noch gut zehn weitere Jahre Rock ’n’ Roll in Clubs und Pubs spielen. Aber Dave wollte mehr vom Jahr 1964. Und der Weg nach oben führte über eine Schallplatte.

Nach der Schule fuhr er mit der U-Bahn bis Tottenham Court Road und ging von dort zu einer Adresse in der Denmark Street. Im Erdgeschoss des Gebäudes befand sich ein Gitarrenladen; daneben war eine Tür, die zum Büro im ersten Stock führte. Sie trug ein Schild mit der Aufschrift CLASSIC RECORDS.

Dave hatte mit Lenny darüber gesprochen, einen Plattenvertrag an Land zu ziehen, aber Lenny machte ihm wenig Mut. »Hab ich selbst schon versucht«, sagte er. »Da kriegst du keinen Fuß in die Tür. Das ist ’ne geschlossene Gesellschaft.«

Aber das hörte sich unsinnig an. Irgendwie musste man ja in diesen erlauchten Kreis hineinkommen, sonst hätte es nie Schallplatten gegeben. Doch Dave wusste, dass er bei Lenny mit Logik nicht weiterkam. Deshalb hatte er beschlossen, es auf eigene Faust zu versuchen.

Angefangen hatte er damit, sich mit den Namen der Schallplattenfirmen vertraut zu machen, deren Titel in der Hitparade standen – keine einfache Sache, denn es gab viele Labels, die aber nur wenigen großen Unternehmen gehörten. Das Telefonbuch hatte Lenny geholfen, sich in diesem Dschungel halbwegs zurechtzufinden, und er hatte beschlossen, es zuerst bei Classic Records zu versuchen.

Er hatte ihre Nummer angerufen und gesagt: »Hier ist das Fundbüro der britischen Eisenbahn. Wir haben ein Tonband in einer Schachtel, auf der steht: ›Aufnahmeleitung, Classic Records‹. Wohin sollen wir es schicken?« Die Frau am Telefon hatte ihm einen Namen und diese Adresse auf der Denmark Street genannt.

Am oberen Ende der Treppe stand er dann vor einer Empfangsdame, vermutlich der gleichen jungen Frau, mit der er am Telefon gesprochen hatte. Er gab sich voller Selbstvertrauen und benutzte den Namen, den er von ihr erfahren hatte: »Ich möchte gern Eric Chapman sprechen.«

»Und wie heißen Sie, bitte?«

»Dave Williams. Sagen Sie ihm, Byron Chesterfield schickt mich.«

Das war gelogen, aber Dave hatte nichts zu verlieren.

Die Empfangsdame verschwand durch eine Tür. Dave schaute sich um. Der Empfangsbereich war mit gerahmten goldenen und silbernen Schallplatten dekoriert. Ein Foto von Percy Marquand, dem Schwarzen Bing Crosby, trug die Aufschrift: »Für Eric, und vielen Dank für alles!« Dave bemerkte, dass sämtliche Platten wenigstens fünf Jahre alt waren. Eric brauchte offenbar neue Talente.

Dave fühlte sich nicht recht wohl in seiner Haut. Es war nicht seine Art, andere zu täuschen, doch er sagte sich: Sei nicht zaghaft! Schließlich brach er kein Gesetz. Wenn man ihm auf die Schliche kam, konnte man ihn allenfalls auffordern, zu gehen und nicht die Zeit anderer zu verschwenden.



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